Das Wildnisgebiet Dürrenstein

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Ein Stück Urwald im Mostviertel

Ökologin Nina Schönemann im Portrait. Über die tägliche Arbeit im Wildnisgebiet, den Stellenwert der Aufklärung und ihre Liebe zur Natur.

Oft werde sie gefragt, ob die Arbeit in einem Wildnisgebiet nicht dem Kampf gegen Windmühlen gleiche – und ob es nicht eventuell sogar notwendig wäre, dass der Mensch ausstirbt: „Darauf eine Antwort zu geben ist schwer“, sagt Nina Schönemann, Assistentin der Geschäftsführung im Wildnisgebiet Dürrenstein in den Ybbstaler Alpen.

Der Beginn eines großen Abenteuers
Ihr Interesse am Naturschutz und in weiterer Folge am Wildnisgebiet wurde während ihres Studiums „Wildtierökologie und Wildtiermanagement“ an der Universität für Bodenkultur in Wien geweckt. Nun arbeitet sie im Team des Wildnisgebiets Dürrenstein, in einem 3.500 Hektar umfassenden Landstrich rund um einen 400 Hektar großen Urwald.

Der Umstieg ins Wildnisgebiet habe sich „wie der Beginn eines großen Abenteuers“ angefühlt, so Schönemann. Mittlerweile kümmert sie sich um die Forschungskoordination und die interne Abstimmung im Team. Genauso wichtig aber ist ihr die Arbeit draußen in der Mostviertler Wildnis, die für sie auch Freiheit und Selbstbestimmtheit bedeutet.

Der Natur am Nächsten
Im Wildnisgebiet Dürrenstein wird auf forstwirtschaftliche Eingriffe jeglicher Art verzichtet, damit evolutionäre Prozesse ungehindert ablaufen können. Das Gebiet ist zwar zu klein, um ausschließlicher Lebensraum für größere Säugetiere sein zu können, hat aber dennoch den höchsten Status eines IUCN-Naturschutzgebiets erreicht, die Kategorie 1.

Im submontanen Fichten-Tannen-Buchenwald rund um den Mostviertler Dürrenstein (1.878 m) gedeihen zahlreiche Pflanzen, Pilze und Flechten, die man in unseren Breitengraden sonst nicht findet. Nina Schönemann versucht die Philosophie hinter ihrer Tätigkeit mit einem Zitat von Martin Luther zu beschreiben: „Wüsst’ ich aber, dass morgen die Welt untergeht, ich würde heute noch einen Baum pflanzen.“

Die Wichtigkeit der Sensibilisierung
Menschen brauchen fürs Überleben die Natur. „Wichtig ist aber, dass die Nutzung mit Verantwortung und Bedacht geschieht. Die wichtigste Funktion unserer täglichen Arbeit ist die Sensibilisierung der Menschen. Nur wer die ökologischen Zusammenhänge in einem Gebiet versteht, weiß, wie er handeln muss, um etwas zu verändern. Genau das versuchen wir im Rahmen unseres Besucherprogramms zu vermitteln.“ Rund 1.200 Besucher im Jahr führt das Wildnisgebiet-Team durch das von uralten Buchen geprägte UNESCO-Weltnaturerbe.

Die Naturliebhaberin Schönemann bringt den Gästen gern selbst den Urwald näher. „Ich liebe es, den Menschen ein Stück unserer wunderbaren Natur zu zeigen. Bei den Führungen wird auch ersichtlich, wie wichtig die Aufklärungsarbeit ist: Etliche Menschen rechnen zunächst damit, im Wildnisgebiet auf Tiger oder Löwen zu treffen. Doch unsere heimische Wildnis ist auch ohne diese Raubtiere durchaus wild und aufregend.“

Tipp: Haus der Wildnis
Wer sich selbst davon überzeugen will, findet zukünftig im neuen Haus der Wildnis in Lunz am See den richtigen Ausgangspunkt. Die Anlaufstelle für Einheimische, Touristen und Forscher soll den einzigartigen Urwald virtuell erlebbar machen.
Die Eröffnung des Weltnaturerbe-Zentrums ist für 2021 geplant. Die Finanzierung der dafür nötigen rund fünf Millionen Euro erfolgt zur Hälfte durch Spenden und Sachleistungen.

Bei der Konzeption der Ausstellung im „Haus der Wildnis“ war auch Schönemann dabei. Die Arbeit im Wildnisgebiet bezeichnet sie selbst als großes Abenteuer. Was macht diese so besonders? „Das Gefühl der inneren Zufriedenheit, das ich tagtäglich verspüre – weil es die wertvollste Erfahrung ist, die ich je gemacht habe.“

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