Almbauer Franz Kupfer über seine ganz persönlichen Eindrücke zur Aussichtsplattform „360° Skytour“, das Aufwachsen in einer Zeit des Umbruchs und das Leben am Berg.
Ein bisschen Mut braucht es schon, um die 60 Meter lange, leicht schwingende Hängebrücke auf dem Hochkar zu überqueren. Sie führt zur Aussichtsplattform der im Jahr 2015 eröffneten „“. Wer sich überwindet, wird mit einem atemberaubenden Rundumpanorama belohnt. Bei klarer Sicht hat man freien Blick auf über 100 Berge, die höher als 2.000 Meter sind.
Doch nicht nur das. „Vor allen Dingen kann man hier Geschichte sehen“, sagt Franz Kupfer, Tourismusobmann des Tourismusvereins Göstlinger Alpen. „Die Landschaft lebt mit den Menschen mit.“ Er ist einer, der es wissen muss: Der 68-jährige Landwirt hat sein ganzes Leben am Fuße des Hochkars verbracht. „Eine Traumgegend“, wie er versichert.
In Göstling-Lassing ist Franz Kupfer geboren, aufgewachsen und, nach seiner Ausbildung an der Berufsschule für Landwirtschaft, auch geblieben. „In meine Jugend fiel das Aufhören der Knechte und Mägde“, erzählt er. Als Ältestem von sechs Geschwistern war es dann an ihm, den elterlichen Land- und Forstwirtschaftsbetrieb zu übernehmen. Bereut hat er das nicht, obwohl „ein Studium möglich gewesen wäre.“
Wie seine Westentasche kennt Kupfer die Gegend. Er hat eine, wie er sagt, innige Beziehung zu der Landschaft, in der er schon als Kind jedes Jahr beim Almauftrieb der Kühe geholfen hat. Auch heutzutage geht er mit, wenn die Tiere im Frühjahr auf den Berg getrieben werden, und wird dabei von einem oder mehreren seiner fünf Kinder und sechs Enkelkinder begleitet.
„Ich bin ein begeisterter Almbauer“, erzählt er. „Es ist so schön dort.“ Zwei Mal in der Woche setzt er sich ins Auto und fährt über die Hochkarstraße, die direkt an seinem Hof vorbeiführt, hinauf zur Gemeinschaftsalm, auf der die Tiere mehrerer Bauern weiden. Hilfe wird dort immer gebraucht. „Früher, als es die Straße noch nicht gab, war das nicht so einfach.“
Der jüngste Sohn hat mittlerweile den Betrieb übernommen, Franz Kupfer widmet sich seiner Arbeit als Obmann des Tourismusvereines und leitet in seiner Freizeit Almführungen auf dem Hochkar. „Ich hatte schon immer großes Interesse an Geographie“, sagt er. „Also habe ich einen Almführerkurs gemacht.“ Erwachsene wie Kinder sind willkommen, keine Führung gleicht dabei der anderen: „Es kommt immer darauf an, was die Leute interessiert. Das ergibt sich im Gespräch.“
Fixer Bestandteil einer Führung mit Franz Kupfer ist jedenfalls die „Skytour“ auf 1.700 Metern Höhe. Der 900 Meter lange Rundgang mit seiner Hängebrücke und der wie eine riesige Nase über den Bergrand hinausragenden Aussichtsplattform befindet sich genau auf der Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark. „Auf der Brücke kann man zwischen zwei Bundesländern hin- und herspazieren.“
Die neu geschaffene Attraktion auf dem Hochkar soll im kommenden Jahr noch um zwei Alpengärten erweitert werden. „Viele Besucher, die sich mit Pflanzen auskennen, haben uns auf die außergewöhnliche Vegetation aufmerksam gemacht“, erläutert Kupfer. „Wir selbst waren uns dessen gar nicht bewusst.“
Zusätzlich werde das Gebiet bis zur Salza hinunter in nächster Zeit zum „Wildnisgebiet Salza im Lassingtal“ erklärt, sagt Franz Kupfer. „Die Landschaft und der Ausblick werden sich wieder verändern.“ Ein Grund mehr, den Moment und das Panorama auf der Aussichtsplattform besonders intensiv zu genießen – und vielleicht kurz zu vergessen, dass es unter dem Boden der Stahlkonstruktion 120 Meter in die Tiefe geht.
von Falter-Redakteurin Claudia Stieglecker
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